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Text. Transphrastisches Gebilde. Textdefinitionen. Textklassifikationen




Vorlesung 17. Texttheorie (Textlinguistik und Textgrammatik)

1. Text. Transphrastisches Gebilde. Textdefinitionen. Textklassifikationen

2. Gliederung des Textes

3. Das Problem der Textdelimitation

4. Modellierbarkeit der Texte

5. Verhältnis zwischen Satz und Text

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Es war eigentlich schon seit langem bekannt, daß man relativ selten mit Hilfe von isolierten Sätzen kommuniziert und daß die zwischenmenschliche Kommunikation viel häufiger in Form von zusammenhängender Rede erfolgt, d.h. als Abfolge von aufeinander angewiesenen Sätzen, die eine semantische Einheit bilden.

Es wurde z.B. 1952 von L.A. BULACHOWSKIJ darauf hingewiesen, daß das gesamte XXIX Kapitel im Roman von L. TOLSTOI,,Anna Karenina" eine solche Ganzheit darstellt.

Zur Bezeichnung derartiger komplexer Gebilde wurden in den 30-er und 40-er Jahren mehrere Termini gepragt, und zwar: komplexes syntaktisches Ganzes, übersätzliches Ganzes, transphrastische Ganzheit, Satzgemeinschaft, Satzverflechtung. Zu den Linguisten, die diese Problematik angedeutet bzw. eingehend behandelt haben, gehören z.B. A.M. PESCHKOWSKIJ, LA. FIGUROWSKIJ,N.S. POSPELOW, K. BOOST.

Man war sich auch dessen bewußt, daß manche Komponenten in aktualisierten Sätzen nicht erklärt werden können, wenn ein Satz für sich allein, isoliert von seiner syntaktischen Umgebung, analysiert wird. Anhand eines vom Kontext losgelosten Satzes lassen sich bekanntlich weder der Gebrauch von Pronomina und Pronominaladverbien, noch die Artikelwahl und Reihenfolge der Satzglieder, noch die Tempuswahl erklären, da ihre die Satzgrenzen überschreitende und somit satzverflechtende Wirkung nur im Redezusammenhang verstanden werden kann. Z.B.: Es war einmal ein König. Der hatt' einen großen Floh. Den liebt' er gar nicht wenig als wie seinen eigenen Sohn.

Da als Grundeinheit der Syntax in der herkommlichen Sprachwissenschaft immer der Satz gegolten hat, wurden die Erscheinungen solcher Art zwar registriert und, soweit es ging, ausgelegt. Sie standen aber nicht im Mittelpunkt der linguistischen Forschung.

Anfang der 60-er Jahre aber hat sich das Interesse für übersätzliche Gebilde und für die sprachlichen Mittel, die am Aufbau solcher Gebilde beteiligt sind, sprunghaft verstärkt. Diese Interessenverlagerung wurde zum Teil durch die Weiterentwicklung der Kommunikationstheorie und der Handlungstheorie angeregt. Schnell hat sich eine eigenständige Forschungsrichtung der modernen Sprachwissenschaft herausgebildet. Zum Hauptobjekt dieser Richtung wurde der Text erklärt. Die Publikationen zum Thema,,Text" erscheinen seitdem massenweise und sind eigentlich uniibersehbar geworden.

Im Zuge dieser forschungstheoretischen Neuorientierung hat man manche vorherige Vorstellung geändert und manche Definition umformuliert.

Die vorgenommenen Anderungen haben vor allem den Satz betroffen. Die traditionelle Syntax hat ja bekanntlich immer den Satz als ihr Grundobjekt und als die großte syntaktische Einheit angesehen. Die neue Forschungsrichtung hat dagegen den Text für die großte kommunikative Einheit erklärt und obgleich dem Satz den Rang des Textbestandteiles und somit der kleinste kommunikativen Einheit zugesprochen. Infolgedessen wurde dem Satz auch der Status des selbständigen sprachlichen Zeichens abgesprochen. Dieser Status wurde dem Text zuerkannt.

Die neue Aufgabestellung brauchte natürlich eine entsprechende Theorie. Ihre Ausarbeitung ging auf verschiedenen Wegen vor sich. Für diese Theorie wurden mehrere Bezeichnungen vorgeschlagen, und zwar: Texttheorie, Textlinguistik, Textgrammatik, Textologie, die sich jedoch inhaltlich nicht völlig fexken, was häufig zur Ursache dessen wurde, daß man aneinander vorbeigeredet hat.

Der Terminus,,Text" wurde ebenfalls uneiheintlich gebraucht, d.h. auf die nicht identischen Forschungsobjekte bezogen. Auf diese Tatsache wird übrigens von O.I. MOSKALSKAJA /Moskalskaja 1983, 325/ hingewiesen:,Als Text bezeichnet man jedes Stück zusammenhängender Rede, abgefangen mit einer schlichten Äußerung im Alltag bis zu einer Novelle, einem Roman, einer publizistischen Schrift oder einer wissenschaftlichen Abhandlung, da sie alle Erzeugnisse der kommunikativen Sprechfahigkeit der Menschen sind".

Im Laufe von flieht als 30 Jahren, die seit Anfang der 60-er Jahre verflossen sind, hat viele recht unterschiedlich formulierte Textdefinitionen vorgeschlagen. Einige davon sind im,,Linguistischen Wörterbuch" von Th. LEWANDOVSKI /Lewandowski 1985, Bd.3, 968-970/ zusammengetragen. Dort werden auch die theoretischen Positionen charakterisiert, von denen aus die dort erwähnten Textdefinitionen formuliert sind.

Wesenhaft charakterisierend nennt LEWANDOWSKI die von P. HARTMANN stammende Definition des Textes als,,originares, d.h. ursprungliches, sprachliches Zeichen".

Als funktional charakterisiert er die Textdefinition, die sich im Buch von W.DRESSLER,,Einführung in die Textlinguistik" findet und lautet:,,Der Text ist eine,,nach der Intention des oder der Sender...sprachlich abgeschlossene Spracheinheit, die nach den Regeln der Grammatik... gebildet ist".

Als sprachimmanent, d.h. der Sprache eignend, wird die von R. HARWEG gelieferte Textdefinition qualifiziert, der unter dem Text,,ein durch ununterbrochene pronominale Verkettung konstruiertes Nacheinander sprachlicher Elemente" versteht.

Sprachextern, d.h. von außerhalb der Sprache beurteilend, wird die Textdefinition von J.S. PETOFI genannt, weil er unter dem Text,,eine als Ganzes fungierende Folge gesprochener oder geschriebener spachlicher Elemente" versteht.

Als kommunikationswissenschaftlich und handlungstheoretisch nennt LEWANDOWSKI die Definition, die von W. KLEIN stammt:,,Das Gesamte der in einem Kommunikationsakt verwendeten Zeichen".

Das sind nur einige von vielen Textdefinitionen, die in der textologischen Literatur angeboten werden. Die Fülle der unterschiedlich lautenden Definitionen zeugt deutlich von der Komplexität und Vielseitigkeit des anvisierten Objekts, die es gestatten, dieses Objekt unter verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu charakterisieren.

Obwohl die definitorischen Unterschiede recht betrachtlich sein können, wie es den obigen Ausführungen zu entnehmen ist, geht es in den meisten Fallen im Grunde genommen um zwei Hauptverwendungen des Terminus,,Text".

Zum einen wird er als allgemeine Bezeichnung für verschiedenartige Gattungen der Endprodukte der kommunikativen Tätigkeit der Menschen verwendet. Der Terminus,,Text" kann in diesem Sinne bezogen werden sowohl auf ein maximal kurzes Redewerk, das im Grenzfall entweder aus nur einem einzigen Wort besteht: Feuer! (Befehl), Gepäckaufbewahrung (Informationstafel) oder aus nur einem einzigen Satz: Wie komme ich zum Groβen Theater?, als auch auf Mitteilungen, Notizen, Privat- und Geschäftsbriefe, publizistische und wissenschaftliche Beitrage, Lehrbücher und Abhandlungen, auf künstlerische Werke verschiedenen Umfangs, sogar auf mehrbändige Romane. Bei solch einer Verwendung des Terminus,,Text" wird zu verstehen gegeben, daß man irgendein Produkt der Sprachverwendung meint. Es ist einfach nicht sinnvoll, dabei nach den sprachlichen Mitteln der Satzverflechtung zu fragen.

Zum anderen wird der Terminus,,Text" - entsprechend seiner etymologischen Bedeutung,,Gewebe, Verflechtung" - in bezug auf die sprachliche Materie eines Redewerks angewandt. Man kann z.B. vom Text einer Rede, eines Artikels, eines Romans, eines Vertrags usw. sprechen. Erst bei solcher Verwendung des Terminus,,Text" ist die Frage nach den verwandten sprachlichen Mitteln der Textgestaltung berechtigt. Darüber hinaus verwendet man häufig den Terminus,,Text" ebenfalls zur Bezeichnung von semantisch relativ selbständigen Segmenten eines Redewerks, für die auch die Benennungen,,übersätzliches Ganzes",,,transphrastische Ganzheit" u.a.m. gebräuchlich sind. Um das ganze Redewerk und seine semantisch-strukturellen Bestandteile terminologisch auseinanderzuhalten, benutzt man für das Redewerk die Bezeichnungen ,, Makrotext",,,Ganztext",,,Großtext" und für seine Bestandteile die Bezeichnungen ,,Mikrotext",,,Teiltext",,,Kleintext" usw. Diese Vielfalt an Termini ist für die Texttheorie eher abträglich als förderlich.

Unbeschadet dieser offensichtlichen terminologischen Verworrenheit ist die Tendenz deutlich, das Redewerk und seine Bestandteile als selbstandige Forschungsobjekte voneinander abzugrenzen. O.I. MOSKALSKAJA schreibt diesbeziiglich /Moskalskaja 1983, 326/:,,Es ist zweckmäßig, zwei Einheiten der Textebene zu unterscheiden: 1) den Gesamttext von einem beliebigen Umfang und funktionalem Stil, also den Makrotext; 2) den Teiltext, also eine Satzfolge oder eine Satzgemeinschaft, die innerhalb eines Gesamttextes als Satzgrenzen überschreitende (satzubergreifende, transphrastische) syntaktische Einheit ausgegliedert werden kann", also den Mikrotext.

Das Redewerk als Gesamttext und seine Segmente als Teiltexte werden allgemein fürhauptsachliche Forschungsobjekte der Textlinguistik angesehen. Häufig wird aber prazisiert, daß sich mit dem Gesamttext die Textlinguistik zu befassen hat, wahrend den Teiltext die Textgrammatik behandeln soll. Dementsprechend erscheint die Textgrammatik als eine Teildisziplin der Textlinguistik.

Die Produkte der zwischenmenschlichen Kommunikation sind in vieler Hinsicht recht mannigfaltig. Um eine Ordnung zu schaffen, hat man Texte unter verschiedenen Blickwinkeln klassifiziert.

Nach der Art, wie Texte produziert werden, unterscheidet man gesprochene und geschriebene Texte. Die Existenz von diesen zwei Textarten wird von den meisten Linguisten nicht bezweifelt. Es gibt aber auch solche Linguisten - zu ihnen gehören z.B. I..R. GALPERIN und H. BRINKMANN -, die ausdrucklich die Meinung vertreten, daß nur schriftliche Werke als Texte angesehen werden können. Den mündlichen Werken dagegen sprechen sie den Status des Textes ab. Vgl. /Agrikola et al. 1983, 212/. Eine solche Auffassung steht aber in Widerspruch zu der allgemein anerkannten und offensichtlichen Tatsache, daß die zwischenmenschliche Kommunikation auch in ihrer mündlichen Form in zusammenhangenden Äußerungen erfolgt, und zu der Einsicht, daß es auch Ein-Satz-Texte und sogar Ein-Wort-Texte gibt. Die Tatsache, daß nämlich schriftliche Redewerke der linguistischen Untersuchung zugänglich sind und deshalb ihr hauptsachliches Forschungsobjekt darstellen, darf nicht zur Verkennung dessen verleiten, daß man nicht nur zusammenhängend schreibt, sondern auch nicht weniger zusammenhangend spricht. Die Unterscheidung zwischen den geschriebenen und gesprochenen Texten ist also doch nicht so unproblematisch, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag.

Es wurde auch vorgeschlagen, Texte unter Berucksichtigung ihres Umfangs zu klassifizieren und dementsprechend zwischen den Großtexten und Kleintexten zu unterscheiden. Man muß aber betonen, daß es keine sicheren Kriterien dafür gibt, welches Redewerk als Großtext und welches Redewerk als Kleintext zu betrachten ist. Diese umfangsmäßige Unterscheidung, die wahrscheinlich nur für Ganztexte, aber kaum für Teiltexte einen gewissen theoretischen Sinn haben mag, gehört doch eindeutig in den Bereich des Intuitiven. Deshalb besitzen die Termini Makro- und Mikrotextbzw. Groß- und Kleintext nach meiner Ansicht keinen erkennbaren theoretischen Wert. Ganz abwegig erscheint ihre recht haufige Verwendung zur Bezeichnung des gesamten Redewerks (Makrotext) und seiner Bestandteile (Mikrotexte), da die bestehenden Verhältnisse dadurch nur verzerrt werden. Bekanntlich erfolgt die Informationsvermittlung unter verschiedensten Verhältnissen und mit unterschiedlicher Zweckbestimmung. In der menschlichen Gesellschaft haben sich für bestimmte Kommunikationssituationen und Kommunikationsformen entsprechende Typen von Redewerken herausgebildet. Im Prinzip sind solche Typen kaum sprachspezifisch, d.h. an irgendeine ganz bestimmte Sprache gebunden. In der Textlinguistik wurde für solche Redewerktypen die Bezeichnung Textsorte vorgeschlagen. Obwohl der Begriff,,Textsorte" noch recht verschwommen ist, neigt man doch dazu, darunter eine Textform zu verstehen, in welcher der Autor die von ihm zu vermittelnden Informationen unter Beibehaltung von bestehenden Regeln und Normen mündlich oder schriftlich mitteilt. Als einzelne Textsorten werden unter anderem genannt: Brief, Wetterbericht, Werbetext, Zeitungsnotiz, Telegramm, Gebrauchsanweisung, Interview, Telefongesprach, Kochrezept. Diese Aufzahlung konnte fortgesetzt werden, da die diesbezüglichen Meinungen recht weit auseinandergehen. Es liegt natürlich auf der Hand, daß die Unterscheidung von Textsorten nur für ganze Redewerke, keinesfalls aber für ihre Bestandteile sinnvoll ist. Die Analyse der Zugehörigkeit des Textes zu einem bestimmten Funktionalstil, z.B.: Kunstprosa, Sachprosa, wissenschaftlicher, publizistischer Text usw., betrifft natiirlich nur ganze Redewerke.

Es ist offensichtlich, daß die zur Zeit häufig praktizierte undifferenzierte Verwendung des Terminus,,Text" bald in der Bedeutung,,Redewerk" bald in der Bedeutung,,ein Teil des Redewerks" für die Texttheorie kaum förderlich ist. Eine solche Verwendung verschleiert nur die wesenhaften Unterschiede zwischen den zwar aufs engste zusammenhängenden, jedoch nicht identischen Objekten und verdunkelt die Tatsache, daß die Forschungsaufgaben und Fragestellungen, die diese Objekte im einzelnen betreffen, doch verschieden sind. Deshalb ware es sicher zweckmäßig, terminologische Abgrenzung dieser Objekte vorzunehmen. Nach meiner Ansicht konnte man doch den Terminus,,Text" als Bezeichnung des Redewerks beibehalten. Für die semantisch zusammenhangende Satzkette, die nur unter Vorbehalt als Teiltext angesehen werden kann, hat man spezielle Benennungen, die zweifellos geeigneter sind, schon geprägt. Das sind: transphrastische oder übersätzliche oder satzübergreifende Ganzheit. Sie widerspiegeln das Wesen dieses Objektes weit genauer als die Bezeichnungen,,Teiltext" oder,,Mikrotext". Notwendig ist nur, eine von diesen speziellen Benennungen konsequent zu gebrauchen. Ich bin für den Terminus,,transphrastische Ganzheit". Die Forschungsrichtung, die sich mit den Objekten dieser Art zu befassen hat, wurde ich auch entsprechenderweise umbenennen. Ich wurde sie nicht Textgrammatik, sondern Transphrastik bezeichnen.




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Дата добавления: 2014-01-05; Просмотров: 1579; Нарушение авторских прав?; Мы поможем в написании вашей работы!


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