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Die Grundbegriffe der theoretischen Grammatik




Der Gegenstand der Morphologie

In den Grammatikbüchern wird der Gegenstand der Morphologie (Wortlehre/Formenlehre) nicht einhellig festgelegt. So wird z.B. in /Schmidt 1973/, /Erben 1972/, /Brinkmann 1971/ die traditionelle Abgrenzung der Morphologie und der Syntax in irgendwelcher Form beibehalten. Daneben gibt’s Grammatikbücher, wo von der Syntax ausgegangen wird. So nennt P.Eisenberg den Gegenstand seines Buches Morphosyntax, weil er syntaktische Einheiten auch unter morphologischem Blickwinkel betrachtet.

Moskalskaja in ihrem Buch «Grammatik der deutschen Gegenwartssprache» führt folgende Definition des Gegenstandes der Morphologie an: «Gegenstand der Morphologie ist das Wort mit allen seinen grammatischen Eigenschaften». In den Bereich der Morphologie rechnet sie deshalb:

die Lehre von den Wortarten, ihrer Gliederung und ihren grammatischen Eigenschaften;

die Paradigmatik der Wortarten (die Lehre vom Formensystem flektierender Wortarten);

die Lehre von den grammatischen Kategorien flektierender Wortarten.

In «Russkaja Grammatika» gibt es folgende Definition: «Morphologie ist jener Teil des grammatischen Baues der Sprache, der die grammatischen Wortklassen (Redeteile) erfasst, die diesen Klassen angehörenden grammatischen (morphologischen) Kategorien und Wortformen». N.A.Slüssarewa meint, «Morphologie existiert vor allem als Technik für die Syntax».

Morphologische Einheiten (abstrakte und konkrete): Morphem und Allomorph, Wort, Wortform, Form des Wortes.

Mit dem Ausdruck «Wort» wird gemeint:

Realisierungsform. In diesem Sinne «Wortform» ist eine konkrete Form, in der der Satz auftritt. Diese Form ist einem Lexem zugeordnet. Bei der Bildung der Realisationsformen können zusätzliche Lexeme beteiligt sein.

Das Lexem, lexikalisches Wort. Das ist ein Wort als Einheit des Lexikons oder Wörterbuches, als Repräsentant aller Realisationsformen (Wortformen), in denen er im Satz erscheinen kann.

Vokabel, semantisches Wort. D.h., Wort als kleinste, relativ selbstständige bedeutungstragende Einheit. Sie kann aus einem oder mehreren Lexemen bestehen.

Das Morph ist ein Minimalzeichen noch ohne Berücksichtigung seiner Zugehörigkeit zu einer Klasse (zu einem Morphem), die kleinste Ausdruck- und Inhaltseinheit, in die sich Äußerungen zerlegen oder segmentieren lassen.

Das Morphem ist eine Klasse oder Menge von Morphen, die denselben wert bei identischer oder ähnlicher Ausdrucksseite haben.

Die Allomorphe sind Morphe, die demselben Morphem angehören, z.B. das Morphem Arbeit hat nur ein phonisches Allomorph, dem ein grafisches Allomorph entspricht ([arbaet] = Arbeit). Im Morphem Rad gibt es 4 verschiedene Allomorphe:

[ra:d] – in der grafischen Form des Rades;

[ra:t] – in der grafischen Form Rad;

[rE:d] – in der grafischen Form Räder;

[rЕ:t] – in der grafischen Form Rädchen.

Ihnen entsprechen nur 2 grafische Allomorphe:

Rad-;

Räd-.

Morpheme unterscheiden sich nach mehreren Gesichtspunkten in unterschiedliche Typen. Hinsichtlich ihrer Bildungsfunktion gibt es lexikalische und grammatische Morpheme. Hinsichtlich ihres Vorkommens (auch Selbstständigkeit) gibt es freie und gebundene Morpheme.

Lexikalisches Morphem ist Morphem mit eigener lexikalischen Bedeutung (Sachbedeutung). Kombinationen von lexikalischen Morphemen ergeben neue Wörter oder Wortstämme, vgl.: auf, Schreib-tisch). Grammatisches Morphem ist Morphem mit grammatischer oder struktureller Bedeutung. Kombinationen von lexikalischen mit grammatischen Morphemen ergeben Wortformen (nicht neue Wörter!), vgl.: Büch-lein (Büch- ist lexikalisches Morphem, das Suffix -lein ist grammatisches Morphem).

Freies Morphem ist Morphem, dessen Allomorphe allein für sich ohne direkte Bindung an ein anderes Morphem in einem Satz als Wort auftreten können. Gebundenes Morphem ist Morphem, dessen Allomorphe in einem Satz nicht selbstständig als Wort auftreten können, sondern immer an ein anderes Morphem gebunden sind, vgl.: Auf dem Schreibtisch liegt Büchlein (Das Morphem auf ist lexikalisch und frei, dem ist grammatisch und gebunden, Schreib- ist lexikalisch und frei, -tisch ist lexikalisch und frei, lieg- ist lexikalisch und frei, -t ist grammatisch und gebunden, Büch- ist lexikalisch und frei, -lein ist grammatisch und gebunden).

Diskontinuierliche Morpheme sind mehrere Morphe, welche nicht direkt aufeinander folgen, sondern die durch andere Elemente getrennt sind, ergeben das Gesamtmorphem, vgl.: ge-lande-t, ge-koch-t (diskontinuierliche Morpheme sind ge- und -t).

Portmanteau-Allomorph ist nicht zerlegbarer Ausdruck, dem die Inhaltseiten mehrerer Morpheme zugeordnet zugeordnet sind. Zum Beispiel, in Formen im, am sind die Präpositionen in, an mit der Partikelform dem verschmolzen. Formen des Verbs sein, bin, bist, sind lassen sich nicht wie die entsprechenden Formen anderer Verben (sing-e, sing-st) in Stamm und Endung zerlegen, so dass bin, bist, sind als Ganze zu betrachten sind, in denen Stamm- und Endungsbedeutung unsegmentierbar präsentiert wird.

Prinzipien der Klassifikation der Morpheme.

Nach dem funktionalen Prinzip unterscheidet man lexikalische, derivationelle (oder wortbildende) und grammatische (oder Flexions-) Morpheme.

lexikale Morpheme: BUCH-es, SING-en, GUT-er, DORT usw.;

Wortbildungsmorpheme: Lehr-LING, Fisch-ER, dort-IG, interess-IER-t, VOR-stellen usw.;

grammatische Morpheme: BUCH-es, interessier-T, laut-ER usw.

Nach dem strukturellen Prinzip unterscheidet man Wurzel- und affixale (präfixale und postfixale, flektivische) Morpheme.

(Basis-/Grund-) od. Wurzelmorpheme sind lexikalische Morpheme;

alle grammatischen und wortbildenden Morpheme, die sich an das Basismorphem anschließen, heißen AFFIXE. Diejenigen, die vor dem Basismorphem stehen, werden PRÄFIXE genannt. Diejenigen, die auf das Basismorphem folgen, heißen POSTFIXE. Diese zerfallen ihrerseits in SUFFIXE (Lehr-ER, Löw-IN, Kind-ER, Klub-S) und FLEXIONEN oder ENDUNGEN (arbeit-ET, gut-ER, Buch-ES).

Ein Präfix und ein Suffix, die zusammenwirkend in einem Wortbildungs- (BE-schön-IG-en, GE-läut-E) oder einem Formbildungsakt (GE-arbeit-ET, GE-komm-EN) verwendet werden, werden KONFIXE genannt.

Eine sprachliche Einheit, die aus einem Wurzelmorphem und mindestens einem wortbildenden Morphem besteht heißt LEXIKALER STAMM (heutig, Bruderschaft). Eine sprachliche Einheit, die aus einem Wurzelmorphem und mindestens einem formbildenden Morphem besteht, heißt GRAMMATISCHER STAMM (Kinder, Frauen). Der Stamm ist eine abstrakte Einheit.

Die grammatischen Kategorien. Die Definition. Der Begriff des markierten und des unmarkierten Gegengliedes.

Die grammatischen (morphologischen) Kategorien sind die Gesamtheiten (Mengen) von Wortformen gleicher Art. Deshalb nennt man z.B. die Gesamtheit der Kasusformen die Kategorie des Kasus und die Gesamtheit der Tempusformen die Kategorie des Tempus.

Von einer grammatischen (morphologischen) Kategorie kann nur dann gesprochen werden, wenn es mindestens zwei Wortformen gleicher Art gibt. Notwendig ist dabei, dass sie sich in Bedeutung und (normalerweise) in Form unterscheiden. Z.B. die Kategorie des Numerus gründet sich auf die Gegenüberstellung der Singularform und der Pluralform: Kind – Kinder, Tisch – Tische, Frau – Frauen. Das erste Glied jedes Paars heißt unmarkiert, weil es kein Formans besitzt. Das andere Glied dagegen heißt markiert, weil es ein Formans aufweist, das den Plural anzeigt.

Bei der Bildung von grammatischen Kategorien wird von der lexikalen Bedeutung abgesehen. In diesem Sinne sind die grammatischen Kategorien von den lexikalen Bedeutungen unabhängig.

Der Begriff des morphologischen Paradigmas. Das Paradigma als Existenzform einer grammatischen Kategorie. Das Verhältnis des Mikro- und Makroparadigmas.

Mit dem Begriff der grammatischen Kategorie ist der Begriff des Paradigmas aufs engste verbunden. Das Paradigma einer Kategorie ist die Gesamtheit der durch sie erfassten Wortformen. Deshalb kann das morphologische Paradigma als Existenzform einer grammatischen Kategorie angesehen werden. Man nennt so ein definiertes Paradigma auch Mikro- oder Kleinparadigma zum Unterschied von Makro- oder Großparadigma, das seinerseits die Gesamtheit der Mikroparadigmen darstellt, die einer flektierenden Wortklasse zugewiesen werden. Zum Makroparadigma des Verbs zählt man die Mikroparadigmen der Person, des Numerus, des Tempus, des Modus und des Genus.

Das Mikroparadigma eines Wortes verhält sich zum Makroparadigma seiner Wortart wie das Besondere zum Allgemeinen.

Lexikalische und grammatische Bedeutung

Lexikalische Bedeutung ist die Bezeichnung zwischen einer sprachlichen Einheit und dem durch sie Bezeichneten, das real oder nur gedacht sein kann.

Jede Wortform hat eine grammatische Bedeutung. Die grammatische Bedeutung hat ihren Träger, z.B. im Formativ Kinder ist Formans (Wortform) er der Träger der grammatischen Bedeutung und bedeutet Plural. Im Formativ (er ist) kleiner (als) bedeutet Formans er Komparativ. Ein Formans kann zugleich Träger von mehreren grammatischen Bedeutungen sein, z.B.: -ES drückt die Bedeutungen des Genitivs (Buches) und des Singulars (GEHST).


Der Begriff der Wortart bzw. der Wortklasse. Die Einteilung der deutschen Wortarten.

Der Zweck der Gliederung des Wortbestandes in grammatische Wortklassen.

Der Wortschatz bzw. der Wortbestand jeder Sprache kann als ein System angesehen werden. Dieses System besteht aus vielen unterschiedlich gearteter Elemente, die untereinander durch mannigfaltige Beziehungen verbunden sind. Das ist ein offenes System, d.h. es wird stets durch neue Elemente bereichert. Es entsteht die Bedürfnis, die Aufgabe und Formbesonderheiten dieser neuen Elemente zu beschreiben. Um dies Prozess zu erleichtern, lassen sich alle Wörter in einzelne Gruppen gliedern, die wir Wortarten (Wortklassen/Redeteile) nennen.

Der Begriff der grammatischen Wortklasse (der Wortart, des Redeteils).

Das Wesen der Wortarten wird von den Linguisten unterschiedlich beurteilt. Häufig werden sie als lexikalisch-semantisch charakterisiert. Manchmal nennt man sie grammatisch-semantisch. Einige Linguisten betrachten sie als grammatische Klassen (W.G. Admoni, O.I. Moskalskaja). Moskalskaja meint: «Wortarten sind Wortklassen, worin die Grammatik den Wortschatz einer Sprache gliedert.» Im «Linguistischen Wörterbuch» versteht man darunter Klassen der Wörter mit gleicher syntaktischen, morphologischen und semantischen Eigenschaften. H. Bussmann fasst Wortarten als «Ergebnis der Klassifizierung der Wörter einer Sprache nach Form- und Bedeutungsmerkmalen auf».

Das Problem der Gliederung des Wortbestandes in grammatische Wortklassen.

Man muss berücksichtigen, dass sich der Wortschatz nicht nach irgendeinem streng logischen Prinzip herausgebildet hat, denn:

der Wortschatz enthält Elemente mit den unterschiedlich ausgeprägten Eigenschaften, weshalb die Zugehörigkeit manches Elements zu einer bestimmten Wortklasse nicht ohne weiteres werden kann;

zwischen den Elementen des Wortschatzes bestehen mannigfaltige Beziehungen, die über die Grenzen einer Wortklasse hinausgehen können.

die Anwendung entweder des semantischen oder des syntaktischen oder des morphologischen Prinzips führt zur Ermittlung der Klassen der im Grunde genommen verschiedenen Einheiten.

Die Prinzipien der traditionellen Einteilung der Wortarten in der älteren deutschen Grammatik.

Im wissenschaftlichen Schrifttum gibt es zwei Tendenzen in der Einteilung der Wörter in Wortarten (Redeteile, Wortklassen):

1. (die traditionelle Einteilung) zu präzisieren (d.h. klarer, genauer zu machen);

2. Eine neue Gliederung vorzulegen.

Die Präzisierung beruht auf Versuchen, die Ausgliederungskriterien der Wortarten, die grammatische Semantik, die morphologische Form und die syntaktische Funktion tiefer und allseitiger zu begründen, unterschiedliche Schichten einer Wortart aufzudecken und die Wechselbeziehungen zwischen den Wortarten und den Redeeinheiten zu erforschen.

Die Grammatiker, die gegen die traditionelle Einteilung auftreten, wenden sich gegen das semantische Merkmal als «nicht grammatisches» Ausgliederungskriterium und gegen die Einteilung aufgrund von drei Kriterien, weil jede wissenschaftliche Klassifizierung nur nach einem Grundsatz vollzogen werden dürfe.

Für die zweite Tendenz (neue Einteilungen) werden «rein grammatische» oder der Struktur der Sprache angemessene Prinzipien, morphologische oder syntaktische Merkmale gewählt.

Das Vorhandensein der gewissen Wortarten wird von den Linguisten nicht bestritten. In den Streitfragen geht es nur um die Gruppierung der betreffenden Wortarten, um ihre Hierarchie und um ihre Benennung.

Die Zahl der Wortarten schwankt in der Geschichte der Grammatik zwischen 2 und 15. Diese unterschiedlich hohen Zahlenangaben werden nicht jeweils nur bestimmten Epochen der Sprachwissenschaft zugeordnet. Die Geschichte der Wortartenfrage zeigt, dass sehr unterschiedliche Einteilungsgesichtspunkte zu allen Zeiten möglich und auch angewandt worden sind. Platon und Aristoteles unterschieden zwei Wortarten: Onoma (Substantiv, Adjektiv + Subjekt) und Rhema (Verb + Prädikat).

Die Stoiker haben gegenüber Platon und Aristoteles schon eine differenzierte Einteilung der Wortarten entwickelt. Sie unterschieden 5 Redeteile: Nomen, Appellativum, Verbum, Konjunktion, Artikel. Bei ihnen findet man bereits die Unterscheidung von deklinablen und undeklinablen Redeteilen.

Im Altertum, welches bereits echte philologische Arbeit kannte, entstand die Lehre von 8 Wortarten. Diese Lehre war durch Jahrhunderte in Europa vorherrschend gewesen. Laut dieser Lehre unterschied man: Nomen, Verb, Partizip, Artikel, Pronomen, Präposition, Adverb, Konjunktion.

· das Appellativum (имя нарицательное) ist im Gegensatz zum Eigennamen, der bestimmte Individuen (Personen, Länder, Gebäude usw.) benennt, bezieht sich das Appellativum auf eine gesamte Gattung: Mann, Frau, Tier, Pflanze, Buch, Stein, Haus usw.

· das Nomen (die Nomina): 1. Substantiv. 2. Begriff für deklinierbares Wort, besonders für Substantiv und Adjektiv; im weiteren Sinn werden ihm auch die deklinierbaren Numeralia und die Pronomina sowie der Artikel untergeordnet.

Die aktuellen Prinzipien der Ausgliederung der Wortklassen.

Die aktuellen Prinzipien der Ausgliederung der Wortklassen:

das morphologische Prinzip;

das semantische Prinzip;

das syntaktische Prinzip;

das komplexe Prinzip

Vor mehr als 2000 Jahren sind mehrere Gesichtspunkte bei der Gruppierung der Wortarten beachtet worden, z.B. die Sachbedeutung, die morphologische Struktur, die syntaktische Verwendung.

Das komplexe Prinzip (4) gestattet, semantische, morphologische und syntaktische Eigenschaften der Wörter als Kriterien zur Gewinnung von Wortklassen heranzuziehen. Auf diesem Prinzip basiert die in der deutschen Grammatik herkömmliche Unterscheidung von 10 oder 9 Wortarten (je nachdem, ob man den Artikel als eigene Wortklasse oder zum Pronomen zählt). (1) Von der Form oder der morphologischen Struktur des Wortes geht man aus, wenn man zunächst in flektierbare und nicht flektierbare Wortarten teilt und unter den flektierbaren als konjugierbaren (die Verben) den anderen als deklinierbaren (Substantiv, Adjektiv, Pronomen) gegenüberstellt. Bei den Pronomen und Numeralien ist dieses Einteilungsprinzip aber offensichtlich nicht angewandt, denn es gibt sowohl flektierbare als auch nicht flektierbare Pronomen und Zahlwörter. In solchen Fällen fungiert als Einteilungsprinzip die Sachbedeutung (2), der semantische Gehalt. Und der Einteilung in die Wortarten – Adjektiv, Präposition, Konjunktion und Artikel – liegt die syntaktische Verwendung (3) der Wörter zugrunde. Hier wird mit den so genannten «diagnostischen Rahmen» gearbeitet. Angenommen wird, dass es für Wörter jeder Wortklasse einen typischen syntaktischen Rahmen gibt:

für das Substantiv: Der … arbeitet fleißig.

für das Verb: Der Student … fleißig.

für das Adjektiv: Der … Student arbeitet.

für das Adverb Der Student arbeitet …

Einige Beispiele der Einteilung der Wortarten:

Hans Glinz unterschied zuerst 3 «große Wortartkomplexe»: Vorgangswörter, Größenwörter und Angabewörter. Später werden sie aber in mehrere Unterarten eingeteilt, so dass letztendlich alle bekannten Wortgattungen erscheinen, nur anders genannt und kombiniert. Man hat: Vorgangswörter (Verben), Größennamen (Substantiv), Artwörter in Begleitform (Adjektiv), Artwörter in Angabeform (die von Adjektivstamm gebildeten Adverbien und Adjektive in Kurzform), Stellwörter (Adverbien, die nicht vom Adjektivstamm gebildet sind und Präpositionen, die adverbiale Homonyme haben), Zahlwörter (aber Ordnungszahlwörter werden als Begleitartwörter – Adjektive und die Formen I, II, III u.s.w. – als Stellwörteradverbien angesehen), Größenhinweisen, Größenumrisse, Größenzeichen, Mengewörter (Artikel und Pronomina in kleinere Gruppen eingeteilt), Flugwörter (Präpositionen, die nicht zu Stellwörter gehören und Konjunktionen).

Aus diesem System folgt, dass die Hauptredeteile, die die Grundlage des traditionellen Systems bilden, bei Glinz unangetastet bleiben. Einige andere, die zu den wichtigsten gehören, nur zum Teil umgebaut werden (Adjektive und Adverbien). Das Neu, was Glinz in die Theorie bringt, bezieht sich hauptsächlich auf die Wortarten, die von den Sprachforschern in der traditionellen Grammatik auch ungebeugte Teile verschiedenartig behandelt werden. Es ist wichtig zu betonen, dass einzelne Abänderungen im System der traditionellen Morphologie keinen Umbau des ganzen Systems erfordern.

Hans Brinkmann betrachtet das System der Wortarten vom Inhalt, vom Formenkreis und der syntaktischer Leistung aus. Er unterscheidet 6 Wortarten: 4 Wortarten mit eigener Geltung (Substantiv, Adjektiv, Beziehungswort, Verb) und 2 für die Rede angelegte Wortarten (Pronomen/Umrissenwörter, Konjunktion). Das Numerale stellt er als eine besondere Schicht des Adjektivs dar und bezeichnet es als Mengewort. Den Artikel hält er zur Ausstattung der Wortart Substantiv. Adjektivadverbien als Adjektiv und die übrigen Adverbien als Konjunktionen zusammen mit Interjektion.

Die Beurteilung der traditionellen Einteilung von S.Kaznelson.

«Die traditionelle Grammatik ging immer intuitiv davon aus, dass zwischen Grammatik und Wortschatz kein absoluter Gegensatz besteht und die grammatischen Unterschiede den ganzen Wortschatz durchziehen und ihn von innen her organisieren. Die grammatische Klassifizierung der Wörter, ihre Einteilung in die «Redeteile», gehört seit jeher zur grammatischen Beschreibung der Einzelsprachen als deren unabdingbare Schlüsselkomponente. Die Berechtigung der traditionellen Klassifizierung und die Zweckmäßigkeit ihrer Anwendung in der deskriptiven Grammatik unterliegen keinem Zweifel. Mit Hilfe der Klassifikationsmerkmale bestimmt man leicht die Zugehörigkeit eines Wortes zu einer bestimmten Wortart und präzisiert man im Rahmen dieser Wortart die Regeln seines Verhaltens in der Rede. Die offensichtlichen Mängel dieser Klassifikation fallen nicht besonders ins Gewicht, solange wir es mit einer empirischen Beschreibung der Struktur einer Einzelsprache zu tun haben. Ganz anders verhält es sich jedoch, sobald wir breit angelegte typologische Vergleiche vornehmen und verallgemeinernd die Strukturen mehrerer Sprachen betrachten. Dann behindern die logische Inkonsequenz und die Verworrenheit der traditionellen Lehre, ihr «vager und steriler Empirismus» …, eine theoretische Deutung der Fakten ernstlich. Wie schon Hermann Paul und Fortunatow schrieben, ermangelt das alte Klassifikationsschema eines einheitlichen Einteilungsprinzips… Die Wortarten werden darin nach gemischten, morphologischen, syntaktischen und logisch-semantischen Kriterien bestimmt, die sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen, weil Form und Inhalt sowie Syntax und grammatische Semantik asymmetrisch sind. In dem Bemühen Unvereinbares zu vereinbaren, geht die traditionelle Grammatik in ihren Wortartdefinitionen mal von der Morphologie, mal von der Syntax und mal vom kategorialen Inhalt aus. So wird kein einziges Prinzip konsequent eingehalten.»





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Дата добавления: 2014-01-07; Просмотров: 6623; Нарушение авторских прав?; Мы поможем в написании вашей работы!


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