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Kapitel 1




10. Juli-11.10 Uhr

 

„Herein!"

Bertram Biziös betritt den kleinen Probenraum, in dem nur ein Klavier, drei Stühle, ein Notenständer und ein Telefon stehen.

Bertram Biziös singt seit vier Jahren als Tenor am Staatstheater Kassel1. Er kommt aus Ungarn2. Er ist 1,76 m groß, hat grüne Augen und dunkelblondes Haar, das bis auf seine Schultern reicht. Er ist schlank und wirkt jünger, als er wirklich ist: Anfang fünfzig. Im Oktober entscheidet es sich, ob sein Vertrag verlängert wird. Seine Traumrolle ist Don Jose in der Oper „Carmen" von Georges Bizet3.

Tony Kroeger ist seit zwei Jahren als Solorepetitor4 am Staatstheater tätig. Er bereitet sich auf eine Karriere als Dirigent vor. Tony ist fünfundzwanzig Jahre jung. Als er am Theater anfing, hielten ihn seine Kollegen für einen Spanier: 1,82 m, dunkle, fast schwarze Haare, braune, melancholisch blickende Augen. Auf die Idee, dass er aus England stammt, war keiner seiner Kollegen gekommen.

„Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung. Ich hatte eben eine unangenehme Unterhaltung mit..." Das Klingeln des s Telefons unterbricht den Sänger.

„In Ordnung, ich weiß Bescheid", antwortet Tony und legt den Hörer auf.

„Lassen Sie uns mit dem Duett Carmen-Don Jose beginnen. Jose ist verzweifelt5. Carmen möchte nichts mehr von o ihm wissen, obwohl er ihr seine militärische Karriere geopfert hat und aus Liebe zu ihr zum Räuber6 wurde." Tony wartet ein paar Sekunden. „Sind Sie bereit?"

Bertram nickt mit dem Kopf. Er beginnt zu singen: 5 „Komm, ziehen7 wir beide fort. Wir beginnen ein neues Leben, weit von hier, an fernem Ort." Bertram ist nervös. Er singt falsch.

„Geht es Ihnen heute nicht gut?", fragt Tony besorgt. „Doch, eigentlich schon. Nur..." Seine Stimme zittert8. „Reden Sie schon, Sie wissen, dass Sie mir vertrauen können. Hat es mit der Premiere zu tun?" Bertram wird weiß im Gesicht.

„Ich war eben beim Intendanten9, daher auch meine Verspätung. Er hat mir mitgeteilt, dass möglicherweise Giuseppe di Rossi in der Premiere den Don Jose singen wird. Das ist zwar noch nicht sicher, aber..."

Bertram geht in dem kleinen Raum unruhig auf und ab.

„Für die Rolle würde ich alles tun", sagt er leise zu sich selbst.

„Können wir weiter proben? Die Zeit läuft uns davon." Auch Tony Kroeger steht unter Druck. Die Konkurrenz im Theater ist groß.

 

10. Juli - 12.45 Uhr

Giuseppe di Rossi betritt den Probenraum. Er strahlt über das ganze Gesicht10


1. www.staatstheater-kassel.de

2. www.wikipedia.org/wiki/ungarn

3. Georges Bizet, französischer Komponist, 25.10.1838 - 3.6.1875; „Carmen", Oper von G. Bizet, nach der Novelle „Carmen" von Prosper Merimee.

4. probt einzeln mit den Sängerinnen und Sängern; bereitet sich selbst auf die Karriere eines Dirigenten vor

5.ohne Hoffnung

6.Verbrecher

7.an einen anderen Ort gehen

8.unkontrolliert, unsicher sein

9. Chef eines Theaters

10 sich sehr freuen

 

Kapitel 2

10. Juli - Abends

„Wie war dein Tag heute?"

Bertram lässt sich mit seiner Antwort Zeit. Er blickt seine Freundin Kristin an. Er hat sie bei einem Gastspiel des Orchesters des Staatstheaters in Budapest" kennen gelernt. Sie ist zweite Violinistin und einige Jahre jünger als er. Sie träumt von einer gemeinsamen Karriere in Berlin. Ungeduldig wiederholt sie ihre Frage. Bertram beantwortet die Frage nicht.

„Ich mache uns erst einmal einen Drink. Was möchtest du trinken?" Bertram wartet die Antwort nicht ab. Er geht in die Küche und kommt mit einer Flasche Rotwein zurück.

„Auf uns!", sagt er leise. Beide sitzen auf der Couch.

Kristin lässt nicht locker12.

„Ich merke doch, dass du etwas auf der Seele13 hast. Sprich mit mir."

„Heute morgen hatte ich Probe mit Tony Kroeger. Ich war nicht gut drauf. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Weißt du..." Seine Stimme klingt traurig. Bertram umarmt seine Freundin.

„Rede ganz einfach."

„Der Intendant hat mich vor der Probe zu sich gebeten. Wir hatten ein längeres Gespräch. Er ist mit meiner Arbeit zufrieden. Aber..."

Bertram macht eine kleine Pause.

„Es geht um die Premiere. Der Intendant und der Regis­seur haben sich noch nicht entschieden, ob ich oder Giuseppe singen wird. Ich habe allmählich die Nase voll, hier am Theater immer nur die zweite Besetzung14 zu sein! Ich singe genauso gut wie Giuseppe. Ich komme mir wie ein Fußballspieler vor, der bei wichtigen Spielen auf der Ersatzbank sitzt und nur manchmal nach der Halbzeit auf das Spielfeld darf."

Kristin unterbricht ihn.

„Schatz, du singst und spielst viel besser als dein Kollege. Ich finde es ungerecht, dass stets Giuseppe bevorzugt15 wird."

„Der Intendant hat mir außerdem erzählt, dass zur Premiere einer der wichtigsten Musikagenten Deutschlands anwesend sein wird. Du weißt, was das für uns bedeuten kann?"

Bertram und Kristin rücken noch näher zusammen. Sie schweigen.

Beide haben dieselben Gedanken, denselben Traum: auf einer großen Bühne16 in einer großen Stadt zu stehen, erfolgreich. Sie als erste Geigerin in einem der besten Orchester der Welt, er als umjubelter Tenor, der sich seine Rollen aussuchen kann. Endlich die Nummer eins sein. Bertram und Kristin wissen, dass die „guten" Jahre eines Tenors nicht ewig dauern.

„Was kann ich bloß tun, damit ich in der Premiere singe?", fragt Bertram fast mutlos seine Freundin.

Kristin lächelt.

„Ich habe schon eine Idee. Lass mich mal machen. Du wirst schon sehen. Alles wird gut. Das verspreche ich dir."

Kristin steht auf, geht in die Küche und holt aus dem Kühlschrank eine Flasche Champagner.

11 Hauptstadt von Ungarn, 1,7 Mill. Einwohner

12 auf der Antwort bestehen

13 sich Sorgen machen

14 nie an erster Stelle stehen

15 er wird so behandelt, dass er im Vergleich zu anderen Vorteile hat

 




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Дата добавления: 2014-12-24; Просмотров: 706; Нарушение авторских прав?; Мы поможем в написании вашей работы!


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