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Text 11. Aurel Schmidt, Publizist,

im Gespräch mit Dr. Hilde Stadler (Auszug)

Stadler: Hallo und herzlich willkommen zum alpha-Forum. Unser Gast ist heute Aurel Schmidt, er ist Schriftsteller und Kolumnist und stammt aus der Schweiz. Schön, dass Sie bei uns sind, Herr Schmidt.

Schmidt: Danke für die Einladung.

Stadler: Beheimatet sind Sie ja in der Schweiz: Sie sind dort geboren und aufgewachsen. Wie sehr sind Sie denn diesem Land verbunden?

Schmidt: Ich bin in der Schweiz sozialisiert, ich kenne die Verhältnisse dort und ich war immerhin 40 Jahre lang Journalist in diesem Land....

Stadler: In Ihrer Zeit als Journalist, aber auch als Schriftsteller haben Sie ja viel über die Schweiz reflektiert, über die Geschichte, die dieses Land und die Menschen dort geprägt hat. In diesem Zusammenhang haben Sie einmal den Satz gesagt: "Man muss auf einen Berg steigen und ins Land schauen, um die Schweiz und die Schweizer begreifen zu können." Wie haben Sie das gemeint?

Schmidt: Ich glaube, die Berge, die Alpen haben die Schweizer und Schweizerinnen in einer Art und Weise geprägt, wie man das auf den ersten Blick gar nicht sehen kann. Die Menschen haben früher in ihren engen Tälern gelebt und sind, das wissen wir, nur sehr, sehr wenig gereist. Und sie haben sich an dem Ort, an dem sie gelebt haben, ihre Lebensverhältnisse eingerichtet und dabei eine Kultur entwickelt, die für ihr Leben bestimmend war. Das gilt aber meiner Meinung nach nicht nur für damals, sondern das ist heute immer noch der Fall. Ohne sie irgendwie schlecht machen zu wollen, aber die Schweizer haben doch eine gewisse Beengung, einen Blick auf sich selbst, der sehr eng ist. Manchmal denke ich, es würde ihnen gut tun, wenn sie ihren Blick ein wenig nach außen öffnen würden. Aber es kommt auch dazu, dass die Berge diese Öffnung immer wieder und zu jeder Zeit gebracht haben: Die Schweiz ist also immer zwischen dieser Eingeschlossenheit, dieser Enge und dem Wunsch nach Offenheit hin und her geschwankt. Das merkt man heute in der Politik jeden Tag.

Stadler: Ganz früher jedoch waren die Alpen eher nur ein Hindernis, das es zu überqueren galt. Die Römer mussten z. B. auch immer wieder über diese Berge, um nach Norden zu kommen. Irgendwann aber begann der Tourismus in die Alpen. Sie haben ein Buch über die Alpen geschrieben, in dem Sie sich damit auseinandergesetzt haben. Was waren denn dabei Ihre zentralen Erkenntnisse?

Schmidt: Die Erkenntnis war, dass ich gemerkt habe, wie sehr die Berge die Schweizer geprägt haben. Der Diskurs in der Enge: Das ist ein Problem für die Schweizer. Wer konnte, ist früher immer ausgewandert. Denken Sie nur einmal an Le Corbusier oder an die vielen Schriftsteller aus der Schweiz: Wann immer es ging, haben sie das Weite gesucht. Die andere Frage war: Wie haben die Schweizer die Verhältnisse in den Talschaften, in denen sie gelebt haben, eingerichtet? Ich denke, dass die Demokratie in ihrer spezifischen Ausformung, die sie in der Schweiz gewonnen hat, mit diesem Föderalismus etwas ganz Besonderes ist: Die Macht im Land ist so weit wie möglich verteilt, es gibt die Möglichkeit zu politischen Initiativen, es gibt über das Mittel der direkten Demokratie die Möglichkeit für die Bevölkerung, Gesetze, die das Parlament gemacht hat, wieder umzustoßen usw. Ich denke, die direkte Demokratie in der Schweiz hängt sehr stark mit diesem Leben in den Bergen zusammen. Denn die direkte Demokratie ist ja das Gegenteil der repräsentativen Demokratie, wie sie sonst in den Ländern Europas vorherrschend ist. Diese erweiterten Volksrechte in der Schweiz sind das Resultat des Lebens in den Bergen, der Art, wie die Menschen in den Bergen gelebt haben, wie sie leben mussten unter ganz extremen Bedingungen. Sie haben sich damit die Möglichkeit geschaffen, ihre Lebensverhältnisse bis ins Kleinste hinein selbst zu gestalten.

Stadler: Und genau darum beneidet ja die Welt die Schweiz und die Schweizer: dass sie dieses System haben, dass man in diesem Konkordanzsystem innere Konflikte austragen konnte und kann, ohne sich dabei die Köpfe einzuschlagen. Man hat also in der Schweiz einen friedlicheren Weg gefunden, auch wenn dieser Weg manchmal sehr mühsam ist. Denn das ist wahrscheinlich die andere Seite der Medaille: Dieses System ist etwas schwerfälliger und manchmal auch verkrustet. Aber wie gesagt, die Welt beneidet die Schweiz darum und manche Länder versuchen ja auch, dieses Schweizer Modell auf die eigenen Verhältnisse zu übertragen. Wie sehen da Ihre Beobachtungen aus? Sie lachen? Sie würden das also nicht exportieren wollen?

Schmidt: Es stünde eh nicht in meiner Macht. Aber ich würde doch sagen, dass sich der Versuch zumindest lohnt.

Stadler: Rousseau immerhin hat doch die Schweiz sehr ausführlich als Modell behandelt. Es wurde ihm dann aber vorgehalten, das sei naiv, denn dieses Modell würde eben nur in so einem kleinen Land mit einer relativ geringen Bevölkerung funktionieren, während es in einem Land wie Russland oder den USA nie funktionieren würde.

Schmidt: Das weiß ich nicht, wir haben ja keine Vergleichsmöglichkeiten. Man stützt sich auf ein Schema und das wird dann eingehalten. Ich denke stattdessen: Das Parlament kann etwas beschließen und die Bevölkerung kann dann trotzdem noch zu einem besseren Resultat kommen. Das passiert ja manchmal – manchmal auch nicht. Aber die Volksrechte wären unter diesen Voraussetzungen doch besser gewahrt.

Stadler: In Deutschland hört man genau zu diesem Argument dann die Stimme: "Ja wo kämen wir denn da hin! Das Parlament hat etwas beschlossen, aber jetzt kommt das Volk daher und sagt, 'wir haben euch zwar gewählt, aber mit dieser Entscheidung sind wir nicht einverstanden!' Da hätten wir dann ja ein ganz anderes politisches System!"

Schmidt: Und das wäre doch gut, das würde ich sehr empfehlen. Und es gibt dabei ja auch Hürden, d. h. das geht nicht einfach so. Um in der Schweiz eine Gesetzesvorlage einbringen zu können, müssen zuerst einmal 100000 Stimmen zusammenkommen. Um einen Parlamentsbeschluss kippen zu können, müssen zuerst einmal 50000 Stimmen zusammenkommen. Es gibt also gewisse Hürden. Das heißt, es muss schon ein dringendes Bedürfnis vorhanden sein, damit es so weit kommt, sonst bleibt das alles im traditionellen Rahmen.

Stadler: Wir sind schon am Ende unserer Sendung. Ich bedanke mich ganz herzlich

bei Ihnen für dieses sehr anregende Gespräch.

Schmidt: Ich bedanke mich bei Ihnen.

Stadler: Liebe Zuschauer, das war das alpha-Forum mit Aurel Schmidt,

Schriftsteller, Kolumnist, kritischer Beobachter aus der Schweiz. Vielen

Dank, dass Sie eingeschaltet hatten und auf Wiedersehen.

© Bayerischer Rundfunk

 

Texterläuterungen.

 

Ein Senn (Senner) ist ein Hirte, der meistens auf einer Alm (Alpweide), auch Senne genannt, das Vieh von anderen Bauern (meistens nur während des Sommers) hütet und deren Milch zu Käse und oft auch Butter verarbeitet.

 

Quellenverzeichnis:

1. Lege, Peter. Wer, was, wann, wo? Das D-A-CH-Landeskunde-Quiz. – Berlin und München: Langenscheidt KG, 2005. – 80 S.

2. Links im Internet

langenscheidt.de/d-a-ch_quiz

goethe-institut.de

dw-world.de

handbuch-deutschland.de

heimat-in-deutschland.de

irgendwo-in.de (deutsche Musik, Literatur, deutscher Film)

deutschland.de (Das Deutschland-Portal)

hdg.de (Stiftung Haus der Geschichte)

3. Kaufmann, Susan; Rohrmann, Lutz; Szablewski-Cavus, Petra. Orientierungskurs. Geschichte. Institutionen. Leben in Deutschland. – Berlin und München: Langenscheidt KG, 2005. – 64 S.

4. Matecki, Uta; Adler, Stefan. Dreimal Deutsch. – Stuttgart: Ernst Klett Sprachen, 2005. – 128 S.

5. Korpora.

Deutsches Spracharchiv (DSAv) und Datenbank Gesprochenes Deutsch:

www.dasv-oeff.ids-mannheim.de

DWDS:

www.dwds.de

IDS-Korpora:

www.ids-mannheim.de/cosmas2

tageszeitung:

www.taz.de

Tübinger Partiell Gespartes Korpus des Deutschen:

www.sfs.uni-tuebingen.de/de_tuepp.shtml

 

 

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