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9. Belarus ist im Vergleich zu Deutschland viel kleiner, aber nicht weniger talentreich. Viele große Künstler, die auf belarussischem Boden geboren und aufgewachsen sind, haben einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der bildenden Kunst geleistet. Der weltbekannteste davon ist wohl Marc Chagall. Lesen Sie den Text über ihn und behalten Sie die wichtigsten Daten aus seinem Leben.

Marc Chagall

Marc Chagall – geboren ist er in Belarus, den größten Teil des Lebens verbrachte er in Frankreich, dessen Staatsbürger er auch dann war, seine Eltern waren jüdischer Herkunft. Lohnt es sich darüber zu streiten, welches Land auf ihn stolz sein muss? Wohl kaum, denn solche Meister wie Chagall gehören keinem einzelnen Lande, sondern der ganzen Menschheit.

Marc Chagall wurde am 7. Juli 1887 im Dorf Liosno nahe Witebsk geboren.
Er besuchte die Elementar- und Gemeindeschule. Von seinem Vater erhielt Marc musischen Unterricht und wurde später auf der Kunstschule in Witebsk aufgenommen. 1907 zog Chagall nach Petersburg, um dort an der kaiserlichen Kunstakademie „Gesellschaft zum Schutze der Künste“ zu studieren. Sein Lehrer Leon Bask machte ihn mit dem Schaffen der französischen Maler Paul Cezanne und Paul Gauguin sowie Vincent van Gogh bekannt. Besonders orientierte sich Chagall an den starken Farben von Gauguin. In dieser Zeit entstand sein erstes Hauptwerk „Der Tote“.

Von 1910 bis 1914 weilte Chagall in Paris, dem damaligen Zentrum der modernen Kunst. Dort begegnete er Fauvisten, Kubisten und Orphisten, die ihn in seinem Stilstudium anregten. Schon damals waren aber seine Bilder grundsätzlich vom persönlichen Stil der Heiterkeit und des Phantastischen geprägt. Sein Malstil setzte sich zusammen aus Fauvismus, russischer Volkskunst und jüdischer Mystik. Aus dieser Zeit in Paris stammt das Werk „Der Geiger“.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kehrte Marc Chagall nach Russland zurück. 1918 wurde er Kommissar für Bildende Künste im Gouvernement Witebsk. In dieser Funktion trieb er die Kunstproduktion und –präsentation der Region maßgeblich voran, indem er verschiedene Museen und Kunstschulen gründete. Chagall organisierte eine Gemeinschaftsausstellung mit den bekanntesten Künstlern der russischen Malerei seiner Zeit: Wassily Kandinsky, El Lissitzky, Kasimir Malewitsch und er selbst.

Einige Jahre später musste der Maler aus sozial-politischem Grund Russland verlassen. Er ging wieder nach Paris, wo er sich nun eingehend mit druckgrafischen Arbeiten befasste. In den Jahren 1924−1927 wurden von Chagall insgesamt 97 Radierungen zu Nicolai Gogols „Die toten Seelen“ angefertigt. Zu Jean de la Fontaines „Fabeln“ schuf er über 100 Illustrationen und 19 Guachen für ein Zirkusbuch.

In den dreißiger Jahren ging Chagall auf Reise nach Syrien, Ägypten, Palästina, Polen, Spanien, Italien und den Niederlanden, um sich für eine große Auftragsarbeit vorzubereiten – die Bibelillustration, die ihn zu einem der berühmtesten Maler des 20. Jahrhunderts machen sollte.

Der Zweite Weltkrieg ließ den Künstler sich zunächst nach Südfrankreich und dann ins Exil außerhalb von Europa begeben. In New York widmete er sich wieder verstärkt der Kunst seiner russischen Heimat und war als Bühnenbildner bei den Aufführungen von Peter Tschaikowskys Ballett „Aleko“ und Igor Strawinskis Ballett „Der Feuervogel“ tätig. 1946 fand eine Ausstellung im Museum of Modern Art statt und ein Jahr darauf im Musée Nationale d`Art Moderne in Paris. Sie festigten Chagalls Ruf in Europa und in den USA als einer der führendsten Künstler der Avantgarde.

1949 kehrte Marc Chagall nach Frankreich zurück und lebte in dem südfranzösischen Städtchen Saint-Paul-de-Vence. Im Alter wandte er sich neuen Materialien und Arbeitstechniken zu wie Bildhauerei, Töpferei, Keramik und Malereien und Glasarbeiten an öffentlichen Gebäuden. Für die Kathedralen von Metz und Reims, für den Mainzer Dom, für die Synagoge der Hadassah-Klinik im israelischen Ein-Karem fertigte er Glasfenster an, für das Frankfurter Stadttheater ein Wandgemälde, ein Deckengemälde für die Pariser Oper, zwei Wandgemälde für die Metropolitan Opera in New York.

1973 wurde das „Musée National Message Biblique Marc Chagall“ als einziges Nationalmuseum in Frankreich zu Ehren eines lebenden Künstlers in Nizza eröffnet. Im selben Jahr reiste Chagall nach 51 Jahren Abwesenheit erstmals wieder nach Moskau, wo in einer Ausstellung seine Werke präsentiert wurden. Eine weitere Ehre wurde ihm zuteil, als 1977 im Louvre in Paris erst die zweite Retrospektive eines noch lebenden Künstlers in Frankreich veranstaltet wurde, diesbezüglich war Pablo Picasso vor ihm ausgezeichnet worden.

Am 18. März 1985 verstarb Marc Chagall 97-jährig in Saint-Paul-de-Vence.

Дата добавления: 2014-12-26