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Lola rennt in Frankreich nicht




Der Überraschungshit des deutschen Kinos im letzten Jahr „Lola rennt“, ist in Frankreich gar kein Renner. Mit groβem Aufwand gestartet, werfen die Kritiker Tom Tykwers verspielt-furiosem Kinomärchen vor, leerlaufende Virtuosität zu zelebrieren, ein mühsam auf Spielfilmlänge gestreckter Video-Clip zu sein. Zugleich wird darüber spekuliert, ob der Film in Frankreich nicht erheblich mehr Aufmerksamkeit erhalten würde, wenn er made in USA wäre, also aus dem für die Popkultur tonangebenden Land käme und nicht aus der Pop-Provinz Deutschland.

Jetzt startete bei uns Nicole Garcias „Place Vendome“, ein kühl-eleganter Krimi mit Ca­therine Deneuve in der Hauptrolle. „Place Ven­dome“ erhielt in Frankreich zwölf Nominierungen für den „César“, den französischen „Oscar“. Welche Resonanz wird der Film in Deutschland finden? Keine allzu groβe, das läβt sich ohne groβes Wagnis prognostizieren. Was wieder einmal zur Frage führt: Warum ignorieren sich die Filmkulturen auf beiden Seiten des Rheins?

„Lola rennt“ war in Deutschland ein Erfolg, gerade weil er sich der Video-Clip-Ästhetik bediente. Für jugendliche Zuschauer wurde er so zum Spiegelkabinett ihrer Seherfahrungen. Bei den hiesigen Kritikern hatte Tom Tykwer schon durch seine ersten Filme den Ruf eines hochzulobenden Filmautors erlangt. Die Clip-Ästhetik von „Lola rennt“ sah man als souveränes Spiel, in dem Tykwer bekannte Muster durch eigenwillige Erfindungen bereichern konnte. „Lola rennt“ bekam die Qualitäten eines Autorenfilms zugesprochen. Zum Heimvorteil gelangte dem Film auch, daβ er ein Ber­lin-Film ist. Er vermittelt ein Lebensgefühl von Party, Panik und Provokation, das sich mit der Stadt verbindet.

In Frankreich nimmt man diesen Berlin-Aspekt des Films kaum bewuβt wahr. Er wird untergründig als irritierend-fremde Vibration empfunden, in die man sich nicht richtig einschwingen kann. Die Clip-Ästhetik wird eher als Anbiederung an populäre Mustergesehen. In Paris kommt keiner auf die Idee, „Lola rennt“ als Autorenfilm zu bezeichnen.

Deutsches Autorenkino ist in Frankreich nur im Zusammenhang mit dem „Neuen deutschen Film“ der späten sechziger und der siebziger Jahre ein Begriff. In den damaligen Filmen von Fassbinder, Wenders oder Schlöndorff glaubten die Franzosen authentische Deutschlandbilder zu sehen. Das war bisweilen ein Miβverständnis. Volker Schlöndorff erzählte, daβ in Frankreich gerade jene „neuen deutschen Filme“ am erfolgreichsten gewesen wären, die den französischen Vorstellungen und Mythen von den „düster-romantischen Germanen“ am besten entsprochen und eine Art exotischen Reiz ausgeübt hätten.

Das „Neue deutsche Kino“ war erfolgreich exportierbar. Einzelne Filme waren in Frank­reich sogar viel erfolgreicher als im Heimatand. Den umgekehrten Fall gab es auch. François Traffauts „Der Wolfsjunge“ war in Frankreich ein mäβiger, in Deutschland (und in den skandinavischen Ländern) aber ein bemerkenswerter Erfolg. Die Geschichte vom Findelkind aus dem Wald wurde bei uns zur Projektionsfläche für den Mythos vom Naturkind, das durch die Kultur sich selbst entfremdet wird. Für die Franzosen aber erzählte der Film – ohne mythische Echos – nur die Geschichte von einem ausgesetzten Kind, das in die Obhut eines fürsorglichen Erziehers gebracht wird. So prägen länderspezifisch virulente Mythen die Resonanz auf Filme.

„Lola rennt“ spielt mit Versatzstücken der Popkultur. Der Film bietet keine Möglichkeit, als authentisches oder exotisches Deutschlandbild gelesen zu werden. In seiner Machart repräsentiert er jene „kalt-formalistisch-ästhetisierende“ Seite am deutschen Kino, die im Gegensatz zur „tiefgründig-atmospharischen“ Seite in Frankreich nicht besonders gemocht wird.

„Place Vendôme“ verdankt seinen Erfolg in Frankreich wesentlich Cathérine Deneuve. „Ohne Cathérine Deneuve wäre ‘Place Vendo­me’ ein leergefegter Platz“, schrieb ein Kritiker. Cathérine Deneuve ist ein Star. Sie überstrahlt die Geschichte des Films mit ihrer eigenen. Gibt sie hinter ihrer statuarischen Schönheit die Spuren ihrer Verletzbarkeit zu erkennen, dann entdeckt man in der Aura ihrer Erscheinung all die Frauenschicksale, die sie bisher auf der Leinwand verkörpert hat. Ihre Gesichtszüge sind in das offizielle Bild der „Marianne“, der Symbolfigur der französischen Republik, eingegangen. Gewiβ nicht zufällig heiβt sie in „Place Vendome“ Marianne.

Bei uns ist Cathérine Deneuve gewiβ eine beliebte Schauspielerin, aber sie hat nicht den Starstatus, den Jean Gabin, Alain Delon oder Brigitte Bardot hierzulande besaβen. In Deutschland gibt es heute – jenseits des amerikanischen Mainstreamkinos – keine Stars mehr. Das ist in Frankreich anders. Dort hat das eigene Kino nicht nur einen bedeutend höheren Marktanteil, dort hat das Kino insgesamt viel groβeres kulturelles Gewicht, und dort sind die groβen einheimischen Filmschauspieler Stars.

Wenn der Erfolg von „Place Vendome“ in Frankreich wesentlich auf dem „Star“ Cathérine Deneuve beruht, kann man vorhersagen, daβ der Film in Deutschland kaum daran wird anknüpfen können. Die Amour-fou-Geschichte, die der Film neben der kriminalistischen auch erzählt, gehört zwar zu jenen Geschichten, die wir im französischen Kino besonders lieben. Hier aber ist sie zu blaβ, um groβe Bannkraft zu entfalten.

Aufgabe 18. Erzählen Sie über die bekannten deutschen Filme, die Erfolg hatten.

Aufgabe 19. Lesen und übersetzen Sie den folgenden Text.




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Дата добавления: 2014-12-26; Просмотров: 575; Нарушение авторских прав?; Мы поможем в написании вашей работы!


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