Prosodische Gestaltung der rhetorischen Frage

Prosodische Gestaltung der Nachfrage und der rhetorischen Frage

Die Hauptaufgabe der Frage in der Kommunikation ist die Bitte um zusätzliche Informationen. Das geschieht durch ein Fragewort: Wann machen wir das? Wohin gehen Sie in Urlaub?oder durch die syntaktische Form des Satzes und die interrogative Tonführung: Bleibst du hier noch lange? Ist das dein Bruder?

Außer dieren typischen Formen der Frage gibt es weniger verbreitete Strukturen, die andere Funktionen in der Sprache haben. Zu ihnen gehören die Nachfrage und die rhetorische Frage.

Als Nachfrage bezeichnet man die Wiederholungder Frage durch den Fragenden oder den Hörer. Der Fragende wiederholt seine Frage, wenn er die Antwort nicht verstanden hat oder wenn die Antwort ihn überrascht, z.B.: Was machst du am kommenden Samstag? — Ich fliege nach Los Angeles. — Was machst du? Die Frage kann auch durch den Hörer wiederholt werden, wenn er die Antwort hinauszögern will, wenn er Zeit zum Überlegen braucht, z.B.: Was kann solch ein Haus kosten?— Was solch ein Haus kosten kann? Lass mich mal überlegen.

In allen Fällen hat die Nachfrage die steigerde Tonführung:

Dabei wird bei der nicht verstandenen oder überraschenden Frage das Fragewort stark betont, es wird zum Fokus des Ausspruchs.

Bei der Wiederholung der Frage durch den Hörer ändert sick die Wortfolge in der Nachfrage: das verbum finitum kommt ans Ende des Satzes, z.B.: Kommst du mit? — Ob ich mitkomme? oder: Was hat dein Mantel gekostet? — Was mein Mantel gekostet hat? Rate mal!

Die Nachfrage ist ein wichtiger Mittel der kommunikativen Strategie (d.h.Redeplanung) und der Expressivität der Rede.

Die rhetorische Frage ist eire Quasifrage, d.h., der Ausspruch hat nur die Form einer Frage, fragt aber nie nach Infornationen, sondern bringt ganz andere kommunikative Bedeutungen zum Ausdruck,:

Habe ich dir das nicht gesagt? = Ich habe dir doch das gesagt! (Vorwurf)

Was sagen die Leute überuns?⁼ Die Leute sagen bestimmt nichts Gutes überuns. (Warnung)

Wozu dienen diere Zeichen? Sie geben Namen den Objekten der Realität. (Aufforderung zum Misdenken)

Was solt deun das!? Wer will das alles machen ¹ Und warm? (Empörung)

Rhetorische Fragen verlangen keine Antwort, was sie von echten Fragen grundsätzlich unterscheidet. Sie dienen zum Ausdruck verschiedener Absichten des Sprechers, vor allem zum Ausdruck negativer Gefühle. Ihre prosodische Gestaltung variiert sich stark, sie haben aber meistens eine leicht ansteigende Tonführung:

/Horst du schlecht?

Diese Tonführung wirkt spannungsmobilisierend, sie bewegt den Hörer zur Aktivität. Rhetorische Fragen sind ein wirksames Mittel der Expressivität.

Дата добавления: 2015-05-31